Erinnerungsjahr 1926
Eines der Kirchenfenster mit Glasmalereien in der St. Rochus-Kirche stammt aus dem Jahr 1926. Oben links wird Martin Luther, der theologischen Urheber und Lehrer der Reformation gezeigt.
Oben rechts ist Paul Gerhardt, ebenfalls Theologe und einer der bedeutendsten deutschsprachigen Kirchenliederdichter dargestellt. Sie sollten an die Einführung des evangelischen Glaubens vor 400 Jahren (1526) in Zirndorf und des 250ten Todestages von Paul Gerhardt (1676) erinnern. Die Fenster wurden von dem Künstler Georg Vogt gestaltet und von dem Buchdruckereibesitzer Johann Bollmann gestiftet.
Der Künstler
Georg Vogt wurde am 26. August 1881 in München geboren. Er machte eine Lehre als Dekorationsmaler. Von 1898 bis 1904 absolvierte er ein Studium an der Kunstgewerbeschule und der Akademie München. Nebenbei war er auch Kirchenmaler und Mitarbeiter der Zeitschrift "Jugend". Von 1905 bis 1911 war er freiberuflich als Kunsthandwerker tätig.
Seit 1912 lehrte Georg Vogt als Professor an der Kunstgewerbeschule Nürnberg für Naturstudien, Geräte, Schmuck, Glasmalerei und Mosaik, später auch für Bildnismalerei. Ab 1946 wurde er Inhaber des Lehrstuhls für Mosaik und Glasmalerei an der Akademie der Bildenden Künste (AdBK) in Nürnberg. Georg Vogt war dabei auch auf dem Gebiet der religiösen Kunst tätig.
1920 wurde er zum Mitbegründer der Nürnberger Sezession, einer Vereinigung bildender Künstler.
Während seiner Zeit als Professor an der Kunstakademie in Nürnberg schuf er in Franken zahlreiche Glasfenster für Kirchen, die größtenteils im Krieg zerstört wurden.
Am 24. Mai 1956 stirbt Georg Vogt in München-Pasing.
Der Stifter
Johann Bollmann wurde am 27. Februar 1869 in Husum geboren. Er lernte bei seinem Onkel Dietrich Bollmann in den "Husumer Nachrichten" das Buchdruckereigewerbe. Über Wyk a. Föhr, Friedrichstadt, Kiel, Hamburg, Wandsbeck, Nürnberg, München, Innsbruck, Salzburg und Fürth kam er im November 1891 als Gehilfe nach Zirndorf, um am 1. Januar eine Druckerei in Zirndorf vorerst pachtweise und im Mai 1892 käuflich zu übernehmen.
Firmengründer Johann Bollmann hatte seine Buchdruckerei Anfang des 20. Jahrhunderts von handbetriebenen Maschinen auf Dampfbetrieb umgestellt und in den 20er Jahren die technischen Grundlagen geschaffen für die im eigenen Verlag erscheinenden Tageszeitungen „Allgemeine Rundschau“, „Ansbacher Zeitung“, „Generalanzeiger für Nordbayern“ und „Nürnberger Bürgerzeitung“. Am 21. Mai 1940 stirbt Johann Bollmann an einem plötzlichen Herztod.
Das ganze Farbglasfenster stammt vom Künstler Georg Vogt (Maler) aus Nürnberg. Es ist datiert von 1926 und 1929. Das Material ist Antikglas, verbleit und bemalt. Es liegt in der Kirche St. Rochus im Langhaus an der Nordwand, das 2. Fenster von Osten. Ein rundbogiges zweibahniges Fenster mit sechs Bildfeldern in kräftigen, vor allem Rot- und Blautönen. Die oberen vier zeigen in Thronsesseln sitzende Männer: Luther mit Bibel, Paul Gerhardt mit Schrift, Moses mit Gesetzestafeln und der Evangelist Markus mit Buch. In den beiden untersten Feldern zusammen ist der zwölfjährige Jesus im Tempel dargestellt, Jesus rechts erhöht sitzend, vor und neben ihm die Schriftgelehrten. Die Stifter sind der Buchdruckereibesitzer Johann Bollmann (4 obere Felder) und Konfirmanden (2 untere Felder).